Ausgrenzung vermeiden
Wohnungslose doppelt benachteiligt
Bahnhofsmissionen helfen in zweitem Pandemiewinter
Das Diakonische Werk Baden warnt vor einer massiven Ausgrenzung und Benachteiligung wohnungsloser Menschen. Diese hätten unter den jetzt geltenden Coronabestimmungen so gut wie keine Chance mehr auf Teilhabe am normalen Leben. Dies werde insbesondere durch den nahezu alternativlosen Einsatz digitaler Endgeräte verhindert.
Seit Anfang Dezember ist in Baden-Württemberg der Nachweis einer Impfung nur noch über eine App oder ein Impfzertifikat mit aufgedrucktem QR-Code möglich. Auch verlangen viele Testanbieter eine Terminbuchung per Internet und bieten die Versendung der Zertifikate nur per Mail an. Menschen ohne festen Wohnsitz sind oft auf staatliche Transferleistungen wie Hartz IV oder Sozialhilfe angewiesen. Allerdings sind persönliche Beantragung und Beratung nur gegen Vorlage eines digitalen 2G-Nachweises möglich.
Menschen ohne festen Wohnsitz seien aber nicht immer in Besitz eines internetfähigen Smartphones, betont der Wohlfahrtsverband. Durch die Fokussierung auf digitale Kommunikation würden sie nicht nur von der Teilhabe an vielen Bereichen des öffentlichen Lebens ausgeschlossen. Auch die Inanspruchnahme vieler existenziell wichtiger Hilfsangebote sei massiv eingeschränkt. Impfnachweise auf losen Blättern eigneten sich nicht für eine längere Aufbewahrung auf der Straße.
Das führe zusätzlich dazu, dass obdachlose Menschen wegen der geltenden Coronabestimmungen zunehmend aus dem öffentlichen Raum verdrängt würden. Für sie sei es nicht mehr ohne weiteres möglich, sich in Geschäften aufzuwärmen oder in Cafés eine saubere Toilette zu nutzen. Denn auch hier fehle ihnen in der Regel ein digitaler Impfnachweis.
Die Diakonie fordert deshalb die bestehenden Übernachtungsmöglichkeiten auch tagsüber offen zu halten. Dazu müssten diese Angebote aber auch ausreichend durch die Kommunen finanziert werden. Außerdem sollten Teststellen verpflichtet werden, auch persönliche Anmeldungen zuzulassen und gedruckte Nachweise kostenfrei auszugeben. Damit obdachlose Menschen Impfnachweise auch ohne Smartphone vorlegen können, sollte an sie kostenfrei ein digitaler Impfnachweis im Checkkartenformat ausgegeben werden.
Da Pandemie und Kälte für Obdachlose zunehmend zur Bedrohung werden, versuchten die Bahnhofsmissionen in Baden sich insbesondere um diese Personengruppe zu kümmern. Die Diakonie beklagt, dass aber auch die Bahnhofsmissionen wegen der Coronapandemie nur eingeschränkt arbeiten könnten. Dennoch versuche man dort jeden zu versorgen, der Hilfe benötige. Die Bahnhofsmission unterstützten durch die Vermittlung von Schlafstellen, die Ausgabe von heißen Getränken, Schlafsäcken oder einfach nur tröstenden Gesprächen.
Das, so der christliche Wohlfahrtsverband, sei gerade in der Adventszeit und an den Feiertagen wichtig. Für viele Obdachlose sei Weihnachten besonders belastend. Alleine auf der Straße zu leben, während sich andere mit ihren Familien in einer warmen, festlich dekorierten Wohnstube das Festtagsessen schmecken ließen sei hart. Deshalb würden die Bahnhofsmissionen auch an den Weihnachtsfeiertagen und zwischen den Jahren ihre Unterstützung anbieten.
Möglich sei das nur mit der Hilfe der zahlreichen Ehrenamtlichen. Sie leisteten einen unschätzbaren Dienst für den Zusammenhalt der Gesellschaft. Den haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden könne angesichts der erschwerten Bedingungen und dem selbstlosen Einsatz gar nicht genug gedankt werden.
Wenn Sie spenden möchten, können Sie das online tun unter:
www.diakonie-baden.de/online-spenden bei den Corona-Hilfen oder mit Sachspenden direkt bei den Bahnhofsmissionen vor Ort.
In Baden gibt es insgesamt fünf Bahnhofsmissionen in Heidelberg, Mannheim, Karlsruhe, Offenburg und Freiburg.