Jahrespressekonferenz 2023
Zukunft unserer sozialen Sicherung: Ein "Weiter so!" wird es nicht geben

Die Frage nach der Zukunft unserer sozialen Sicherung stand im Mittelpunkt der diesjährigen Pressekonferenz der Diakonie Baden. Warum die Antwort neben einem gesamtgesellschaftlichen Diskurs auch Innovationen braucht, machten die Vorstände der Diakonie Baden am 23. Januar 2023 in den Räumen des Diakonischen Werkes im Landkreis Karlsruhe deutlich.
Weniger Kita-Gruppen, weniger Pflegeplätze, weniger ambulante Versorgung, weniger Beratungsangebote – die Diakonie Baden sieht die Zukunft der sozialen Versorgungslandschaft gefährdet. Kerntreiber sei der demografische Wandel und der sich damit immer weiter zuspitzende Personalmangel. Vorstandsvorsitzender Urs Keller sagte: „Ein ‚Weiter so!‘ wird es nicht geben. Kinder, die gestern nicht geboren wurden, fehlen heute als Arbeitskräfte.“ Daher müsse offen diskutiert werden, welche Angebote weiter aufrecht erhalten werden können. Weniger Anspruchsdenken und mehr Eigenverantwortung sind für Keller hierbei elementar.
Bislang setzte die Finanzierung der sozialen Daseinsfürsorge auf wirtschaftliches Wachstum. Dessen Grenze sei erreicht, ist der Vorstandsvorsitzende überzeugt, ein Umdenken daher zwingend erforderlich. Die Diakonie Baden plädiert dafür, vorhandenes Kapital umzuverteilen. Alle relevanten Akteure sollten umgehend miteinander über die Zukunft sozialer Sicherung diskutieren. Es dürfe keine Tabus geben, appelliert er an die Politik.
„Die Lage wird immer komplexer und komplizierter“, beschrieb Vorständin Beatrix Vogt-Wuchter die angespannte Situation in den Einrichtungen der Diakonie Baden. Neben dem vorrangigen Personalmangel nahm sie zwei weitere wesentliche Faktoren in den Blick, die den Einrichtungen zu schaffen machen: Preissteigerungen und zu viel Bürokratie. Dadurch würden zunehmend niederschwellige Angebote wegfallen und für die verbleibenden Einrichtungen und Beratungsstellen zusätzlich belasten.
Eine Einschätzung, die auch Rüdiger Heger, Geschäftsführer des Diakonischen Werkes im Landkreis Karlsruhe, teilt. „Die Problemlagen werden vielschichtiger, die Beratungen dauern länger, die Nachfrage steigt und zugleich wird die Finanzierung vieler Angebote immer unsicherer.“
Während in der Industrie ein Lieferengpass die Folge von zu wenig Kapital und/oder Personal eine Option sei, könne die Pflege nicht einfach ausgesetzt werden, betonte Vorstand André Peters. Die Folge: ständige Überbelastung bis hin zur Selbstausbeutung. „Wir brauchen auch hier einen Bewusstseinswandel. Nur wer gesund ist, kann dauerhaft anderen helfen.“ Dass Digitalisierung die Pflege und Pflegenden unterstützen kann und muss, steht für Peters außer Frage. Der gesellschaftliche Zukunftsdiskurs sei daher auch notwendig, wenn es darum gehe, welche Leistungen zwingend vor Ort erbracht werden müssten und worin die Maschine den Menschen Arbeit abnehmen könne.