Höchststand bei Wohnungsnot

Die Liga der freien Wohlfahrtspflege in Baden-Württemberg hat ihre neue Stichtagserhebung über Menschen in Wohnungsnot veröffentlicht. Insgesamt 12.413 Menschen wurden am 30. September 2022 in Einrichtungen der Wohnungslosen- und Straffälligenhilfe in Baden-Württemberg beraten und unterstützt. Seit Beginn dieser Statistik ist damit ein neuer Höchststand erreicht. Die Liga-BW fordert das Land und die Kommunen dazu auf, ihrer Verantwortung für die Situation von wohnungslosen Menschen nachzukommen und adäquate Hilfsangebote auszubauen.
Die Zahl der Hilfesuchenden sei im zehn-Jahres-Vergleich deutlich um mehr als zehn Prozent angestiegen. Mit 3.655 Personen leben laut Erhebung zudem deutlich mehr Personen in einer prekären Notunterkunft als in den Vorjahren, mitunter auch ohne Obdach auf der Straße.
Die Auswirkungen von Pandemie und Krieg auf die Armutsgefährdung im Land sowie die zugespitzte Lage am Wohnungsmarkt spiegelten sich im vergangenen Jahr deutlich im Hilfesystem wider. Die Auswirkungen der aktuellen Krisen verschärften die Situation weiter, auch in den Einrichtungen der Wohnungsnotfallhilfe. Die Politik müsse dringend handeln und gezielt Wohnraum für diese Zielgruppe schaffen und zugänglich machen. Auch die Sicherung von Wohnraum müsse oberste Priorität haben.
Für den Notfall werde ein flächendeckend gut ausgebautes Hilfsangebot gebraucht. Der Bedarf bestehe in allen Kommunen und Landkreisen. Die Liga fordert ein niedrigschwelliges Basisangebot im ganzen Land, um Menschen in Wohnungsnot schnell und unbürokratisch helfen zu können. Zudem müssten die Hilfeangebote bedarfsgerecht ausgebaut und weiterentwickelt werden. So wachse der Bedarf an frauenspezifischen Angeboten. Auch der demografische Wandel mache sich bemerkbar. Das Hilfesystem müsse sich zunehmend auch auf ältere und pflegebedürftige wohnungslose Menschen einstellen.
Um Prävention und Bekämpfung von Wohnungslosigkeit in Baden-Württemberg gezielt voranzutreiben, sei eine integrierte Landesstatistik unverzichtbar. Dass es seit vergangenem Jahr eine amtliche Bundestatistik gebe, habe das besondere Ausmaß der Wohnungslosigkeit in Baden-Württemberg noch deutlicher gemacht. Jetzt müsse das Land nachziehen, damit noch mehr Daten auch über die Ursachen von Wohnungslosigkeit vorlägen.
Die Liga der freien Wohlfahrtspflege in Baden-Württemberg hatte zum 31. Mal in den Diensten und Einrichtungen der öffentlichen und freien Wohlfahrtspflege die Anzahl der Bürger:innen in den Hilfen nach §§ 67 ff. SGB XII in Baden-Württemberg erhoben. Beteiligt waren insgesamt 350 kommunale und freie Träger der Wohnungslosen- und Straffälligenhilfe. Die meisten der erfassten Personen nutzen die ambulanten Angebote wie Fachberatungsstellen oder Tagesstätten.