Grundfürsorge in Gefahr
Örtliche Diakonische Werke bangen um Beratungsangebote

Die sozialen Beratungsstellen der Diakonie in Baden brauchen dringend mehr Unterstützung durch die Politik. Auf einer Tagung der regionalen Diakonischen Werke in Baden forderten deren Geschäftsführer:innen verlässliche finanzielle Zusagen. Für eine bedarfsangepasste Grundfürsorge brauche man ein klares Bekenntnis der Politik. Neben einer soliden finanziellen Basis müsse dringend der bürokratische Aufwand gesenkt und Planungssicherheit für die Angebote hergestellt werden.
Anfragen bei der Schuldnerberatung, bei Tafelläden oder der Familienberatung nähmen stark zu. Die Hilfe der diakonischen Einrichtungen vor Ort werde immer öfter in Anspruch genommen. „Einerseits steigt der Beratungsbedarf, andererseits bröckelt die Daseinsfürsorge auf mehreren Stufen“, sagt Christian Grams. Und dabei sieht der Geschäftsführer des Diakonischen Werks im Evangelischen Kirchenbezirk Konstanz den Höhepunkt der Hilfsanfragen noch nicht einmal erreicht. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie, der Ukraine-Krieg, die aktuelle Energiekrise, die hohe Inflation, drohende Insolvenzen – all das seien derzeit sowohl enorme psychische als auch finanzielle Belastungen für die Menschen. „Doch wenn im kommenden Jahr die höheren Abschlagszahlungen der Energieversorger anstehen und die Auswirkungen einer Rezession in der Breite angekommen sind, dann wird die Situation in den Beratungsstellen erst richtig dramatisch.“
Es sei zu beobachten, dass nicht nur der Bedarf an Beratungs- und Hilfsangeboten insgesamt zunehme, sondern auch neue Zielgruppen hinzukämen. So drohen inzwischen auch Menschen aus der Mittelschicht in die Armutsfalle zu rutschen. „Wo bisher beispielsweise Familien noch ganz gut über die Runden gekommen sind, bringen sie die massiv steigenden Energie- und Lebensmittelpreise an den Rand des Existenzminimums“, sagt Grams. Die örtlichen Diakonischen Werke befürchten steigenden Beratungsbedarf und dass Beratungsstellen den Bedarf nicht zeitnah decken könnten.
Wenn aber Zuschüsse immer wieder infrage gestellt würden, manche Angebote nur als befristete Projekte liefen und der Fachkräftemangel durch bürokratische Hürden verschärft werde, so sei die Fürsorge in Gefahr, kritisierten die Geschäftsführenden auf ihrer Tagung.
Hintergrund:
Die Angebote der 19 örtlichen Diakonischen Werke in Baden sind vielfältig und unterscheiden sich je nach Standort. Sie reichen von Beratungsstellen für psychisch erkrankte Menschen über Schwangerschaftskonfliktberatung nach §218 StGB bis zu Migrationsberatung, von Kindertagesstätten über Mehrgenerationenhäuser bis zu Second-Hand-Kaufhäusern. Die diakonischen Einrichtungen übernehmen gesellschaftliche Aufgaben, die allen zugutekommen.