Angebote für psychisch Kranke erhalten
Diakonie fürchtet um Finanzierung psychiatrischer Angebote
Das Diakonische Werk Baden sieht die Angebote für psychisch kranke Menschen und Angebote der ambulanten Suchthilfe in Baden-Württemberg in Gefahr. Grund dafür sei das Fehlen einer gesetzlich vorgeschriebenen Finanzierung dieser Angebote.
Verantwortlich für die Finanzierung seien die Kommunen. Dies aber auf freiwilliger Basis. Diese sogenannten freiwilligen Leistungen müssten jedes Jahr neu verhandelt werden. Nach Beobachtung der Diakonie gibt es schon jetzt Anzeichen dafür, dass die Kommunen an diesen freiwilligen Leistungen sparen wollten. Grund dafür sei die wegen der Corona-Pandemie angespannte Haushaltslage. Das aber würde für viele Angebote das Aus bedeuten.
Der evangelische Wohlfahrtsverband setzt sich deshalb dafür ein, die Finanzierung der Angebote zur Pflichtaufgabe für die Kommunen zu machen. Das müsse gesetzlich festlegt werden, so die Diakonie. Zuständig hierfür sei die baden-württembergische Landesregierung. Das Land, so die Forderung der Diakonie, müsse sich aber auch angemessen an den Kosten beteiligen. Die Förderquote sollte vom Umfang der Förderung durch die Kommune abhängig gemacht werden, um einen Anreiz für eine auskömmliche Gesamtfinanzierung zu geben. Nur so könne künftig die Begleitung und Betreuung der Menschen gesichert werden, die qualifizierte Unterstützung bräuchten.
Sollte die Finanzierung nicht mehr gewährleistet sein, hätte dies massive Auswirkungen für die Menschen, die auf psychiatrische Begleitung angewiesen sind. Dieter A.* beispielsweise litt jahrelang unter einer schweren Depression. Selbst zu einfachsten Dingen wie Freunde besuchen oder Fernsehen gucken konnte er sich nicht motivieren. Bis er Kontakt bekam zu einer Tagesstätte für Menschen mit psychischen Erkrankungen, betrieben von der Diakonie. Hier bekam er wieder Tagesstruktur, konnte sich mit anderen Betroffenen austauschen und erhielt von den Mitarbeitenden umfassende Unterstützung und Begleitung. Für Dieter A. hat das Leben mit Hilfe der Tagesstätte eine positive Wendung genommen.
Die Diakonie Baden betont die Bedeutung dieser Angebote für psychisch kranke Menschen. In zwei Jahren Pandemie habe die Zahl psychischer Erkrankungen stark zugenommen. In Baden-Württemberg gebe es in Folge der Pandemie 33 Prozent mehr Menschen mit Depressionen und Angststörungen. Gerade in akuten Krisenphasen sei für sie schnelle Hilfe besonders wichtig. Demgegenüber stehe der eklatante Mangel an Psychotherapeuten und Klinikplätzen. Der von der Diakonie geleistete Sozialpsychiatrische Dienst könne durch ganzheitliche Unterstützung und individuelle Beratung den betroffenen Personen in psychischen Krisen helfen. Chronisch psychisch erkrankte Personen benötigten neben einer medizinischen und therapeutischen Behandlung auch eine psychosoziale Begleitung und Betreuung. Diese werde unter anderem von Tagesstätten für psychisch erkrankte Menschen erbracht. Vielerorts reiche die Finanzierung jedoch schon jetzt nicht mehr aus. Dem müsse die Landesregierung entschieden entgegentreten und die Kommunen verbindlich in die Pflicht nehmen.
*Name geändert